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Inhaltsverzeichnis

Auf dieser Seite findet Ihr eine Zusammenstellung der bisher in der Zeitung erschienenen Artikel zum Streitthema "Plattenpartys".

Paragastronomie
(Leserbrief vom 09.01.2001) contra
Unhaltbare Behauptungen
(Leserbrief vom 10.01.2001) pro
Ein Dorn im Auge
(Leserbrief vom 11.01.2001) contra
Entdeckt im Altmühl-Boten
(Anzeige vom 12.01.2001) ???
Stadt nimmt Aufgabe ernst
(Leserbrief vom 12.01.2001) pro
Nicht genug geboten
(Leserbrief vom 12.01.2001) pro
Keine wirklichen Alternativen
(Leserbrief vom 13.01.2001) pro
Von Abzocken keine Rede
(Leserbrief vom 16.01.2001) pro
Plattenparty zerstörte mein Leben!
(Leserbrief vom 16.01.2001) contra
Eine Frage der Persönlichkeit
(Leserbrief vom 18.01.2001) pro
Jeder ist selbst verantwortlich
(Leserbrief vom 18.01.2001) pro
Ohne Drogen amüsieren
(Leserbrief vom 18.01.2001) pro
Probleme werden oft nicht gelöst
(Leserbrief vom 20.01.2001) contra
Drogenkonsum wird nicht geduldet
(Leserbrief vom 20.01.2001) pro
Viele Faktoren spielen zusammen
(Leserbrief vom 24.01.2001) pro
"Wir lieben unsere Plattenpartys"
(Leserbrief vom 24.01.2001) pro
Haltlose Anschuldigung
(Leserbrief vom 05.02.2001) ???
Heiße Diskussionen um heiße Plattenpartys
(Artikel vom 26.02.2001) pro
Nützt nur Abzockern
(Artikel vom 12.03.2001) contra
Kein Elan und kein Interesse
(Leserbrief vom 15.03.2001) pro
Spaß ohne Alkohol
(Leserbrief vom 24/25.03.2001) pro
Im Juramare ging voll die Post ab
(Artikel vom 26.03.2001) pro
Ist Umgang zu lasch?
(Artikel vom 03.04.2001) ???
Auflagenkatalog für Plattenpartys
(Artikel vom 03.04.2001) ???
Plattenparty ohne Fehl und Tadel
(Artikel vom 18.04.2001) pro
Hygiene ist oft ein Schwachpunkt
(Artikel vom 17.05.2001) ???
Aus für Zapfenstreich?
(Artikel vom 18.08.2001) pro

Paragastronomie

Zum Artikel "Sicherheit zählte mehr" vom 5. Januar:
Wir als Bayerischer Hotel- und Gaststättenverband beobachten bedauerlicherweise seit langem die Auswüchse der beantragten und genehmigten Plattenpartys in Maschinenhallen, Garagen, Trocknungsanlagen, Baustoffhallen, Werkshallen, Vereinshallen (zum Beispiel Taubenhalle) usw. Die jetzt angestellten Prüfungen und Sicherheitsbedenken bezüglich der Taubenhalle begrüßen wir deshalb sehr. Bei solchen Veranstaltungen waren im Jahr 2000 über 40 jugendliche Todesopfer sowie Hunderte von Verletzten in unseren Nachbarländern zu beklagen. Möglicherweise wurden auch hier baubehördliche Auflagen mit unrechtmäßigen Genehmigungen ständig umgangen.
Es werden die sehr strengen Bauauflagen und finanziellen Aufwände für solche Veranstaltungen geschickt umgangen, so dass diese Veranstaltungen unter primitivsten Verhältnissen durchgeführt werden können. Keine zeitgemäßen Toilettenanlagen, keine Be- und Entlüftung, mangelnde Brandschutzvorrichtungen (Rauchabzugsöffnungen usw.), keine vorschriftsmäßigen Notausgänge, billige Dekoration (Brandgefahr). Aber es halten sich dort 800 bis 1000 Jugendliche auf. Für eine solche Größenordnung der Veranstaltung müsste die Versammlungsstätten-Verordnung (VstättV) greifen, um die Sicherheit unserer Jugendlichen zu gewährleisten. Was bei ordnungsgemäßer Baugenehmigung die Regel ist.
Keine befestigten Parkplätze (die sollen aber aus Steuergeldern entstehen, um gleichzeitig steuerzahlende Gewerbetreibende zu ruinieren), keine Verantwortlichen, die einen solchen Betrieb verantwortungsbewusst führen (Jugendschutz und Alkohol). Lediglich eine Zustimmung der Stadt als einmalige Veranstaltung (der Landkreis verlässt sich hier gesetzestreu und leichtsinnig auf die Kommune). Übrigens: Leichtsinn könnte demnächst den Ministern Funke, Scharping und der Gesundheitsministerin Fischer ihren Arbeitsplatz kosten.
Zu mangelnden Veranstaltungsalternativen für Jugendliche nun folgendes: Mit dem Argument, für die Jugend sei nichts geboten, diese müsste immer nach Nürnberg fahren, um was zu erleben, werden der Stadt falsche Tatsachen vorgespielt. Im Umkreis von 25 Kilometern präsentieren sich vier Großdiskotheken, die mit erheblichem finanziellen Aufwand gebaut wurden, unter anderem eine in Gunzenhausen. Dazu kommen sieben Tanzsäle mit Liveveranstaltungen, drei Stadthallen, eine in Gunzenhausen, und unzählige Bierbars und Jugendtreffs unter Einhaltung aller baurechtlichen Auflagen. Die Inhaber dieser Vergnügungsstätten sind gesetzestreu und achten auf ihre Konzession und den Jugendschutz. Die Betriebsführung wird auch unternehmerisch ordnungsgemäß geführt und alle Abgaben geleistet. Sie haben auch sehr viele Dauerarbeitsplätze geschaffen.
Diese neue Art, Geschäfte zu machen ohne Auflagen und Geschäftsführung, hat sich als Schattenwirtschaft etabliert, was nicht von den Gemeinden und Städten gefördert werden sollte, und der gleichzeitig Milliarden Mark an Steuerausfällen und Steuerhinterziehungen folgen.
Wie wir aus der Zeitung entnehmen konnten, wurde diese Veranstaltungshalle als Taubenhalle genehmigt und vom Geflügelzuchtverein als Veranstaltungshalle für Musik- und Tanzveranstaltungen angeboten. Diese Aussage kann doch nicht richtig sein, dann dafür wäre normal eine Nutzungsänderung notwendig.
Die gesamten gastronomischen Betriebe leiden unter diesen paragastronomischen Großveranstaltungen, Vereins- und Parteifesten, die mit wenig Aufwand und geringen behördlichen Auflagen betrieben werden und nicht nur enorme Besucherzahlen aufweisen, sondern auch Tausende Dienstleistungsarbeitsplätze in ganz Deutschland vernichten.
Wir hoffen, dass die Stadtverwaltung jetzt keine Präzedenzfälle mehr schaffen möchte in punkto Taubenhalle, denn Sicherheit (dieses hat auch das Landratsamt in für Bayern vorbildlicher Weise in Form eines Merkblatts an die Städte und Kommunen angeordnet) geht vor.
Die Aussage von Bürgermeister Trautner "Wir müssen für die Sicherheit unserer Jugend sorgen", ist ein hoch zu schätzendes Argument. Dies stellt nicht nur Weitsichtigkeit und Überlegtheit dar, sondern wird sogar in der Gastronomie mit hohem finanziellen Aufwand erbracht und vor allem seitens der Behörden überwacht. Übrigens: Letzteres lässt in der Para- oder Graugastronomie sehr zu wünschen übrig.
Diese Verantwortungslosigkeit kann man nicht auf sich nehmen, darum sollte man diese Genehmigungen versagen. Wir haben eine hervorragende und sicherheitstechnisch unbedenkliche Vergnügungs-Gastronomie.
Wir bedanken uns in diesem Fall im Auftrag unserer Mitglieder und Eltern von Jugendlichen bei Bürgermeister Trautner für sein verantwortungsbewusstes Handeln zum Schutz der Jugend und der Bevölkerung.

Helmut Köbler, Weißenburg,
Vorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands
Weißenburg-Gunzenhausen

Erschienen im Altmühl-Boten am 09.01.2001

Unhaltbare Behauptungen

Zum Leserbrief "Paragastronomie" vom 9. Januar 2001:
Mit Entsetzen haben wir den mit unhaltbaren Behauptungen gespickten Leserbrief lesen müssen. Natürlich geht es um den Schutz von Jugendlichen, wobei der Spaß und das Vergnügen nicht zu kurz kommen sollte. Auch die Stadt Gunzenhausen und die mit Genehmigungen beauftragten Behörden müssen sich durch diesen Artikel angegriffen fühlen. Ob es hierbei nur um die Sicherheit geht stellen wir hiermit in Frage.
Aus Erfahrung können wir Herrn Köbler versichern, dass die Veranstalter in Zusammenarbeit mit den Behörden und Gemeinden alle gesetzlichen Auflagen erfüllen. Die Auflagen werden nach § 80 Abs. 2 Nr. 4 der Verwaltungsgerichtsordnung angeordnet. Eine Veranstaltung ohne ausreichende Notausgänge, ausreichende Beleuchtung, ohne ausgewiesene Parkplätze sowie genügend geeignete Sicherheitskräfte würde nie die Zustimmung der Ämter finden.
Außerdem wird im Vorfeld einer Feier durch Ortsbegehungen mit Vertretern der Polizei, Feuerwehr und den zuständigen Mitarbeitern der Gemeinde sicherheitsbedenkliche Objekte und Situationen entgegengewirkt.
Auch während einer Veranstaltung sorgen zum Teil sogar professionelle Security für den reibungslosen Ablauf des Events. Herr Köbler unterstellt somit sämtlichen Organisatoren verantwortungslos zu handeln. Nicht nur Landjugenden, die Veranstaltungen aus sozialem Engagement heraus, dem Verein zugute kommen lassen, werden sich betroffen fühlen.
Unter Jugendliche verstehen wir auch den Kreis der 14- bis 18-Jährigen, die mit Sicherheit Schwierigkeiten haben werden in die (4) 25 Kilometer entfernten Großdiskotheken zu gelangen. Außerdem sind Plattenpartys oder ähnliches für Jugendliche erschwinglicher, als die hohen Eintrittspreise und übertriebenen Getränkepreisen in Diskotheken. Den Jugendlichen wird hier eine musikalische Alternative zum Einheits-Disco-Sound geboten. Im Bezug auf die Sicherheitsauflagen in der Stadthalle Gunzenhausen muss man erwähnen dass diese baulich nicht für derartige Veranstaltungen geeignet ist (viele Stufen). Wir können somit nicht verstehen, dass in dieser eine größere Veranstaltung genehmigt wurde.
Herr Köbler behauptet, dass durch diese "neue Art Geschäfte zu machen" Milliarden an Steuerausfällen zu beklagen sind und Tausende Dienstleistungsarbeitsplätze vernichtet werden. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass gerade im Hotel- und Gaststättengewerbe viele Angestellte auf 630-Mark-Basis beschäftigt sind, und diese bis vor kurzem nicht versichert waren. Wir müssen feststellen, dass viele Gastronomen und Vereine selbst als Veranstalter auftreten. Hervorzuheben ist, dass örtliche Gastwirte, im Gegensatz zu ihnen Herr Köbler, flexibel sind und auf den Veranstaltungen durch Anbieten ihrer Speisen, Getränke oder Dienstleistungen auch eine Verdienstmöglichkeit sehen. Herr Köblers Ausführungen über die Situation in den Nachbarländern und den Vergleich mit unseren Ministern sehen wir nicht als kommentierungswürdig an.
Wir hoffen, dass trotz aller Kritik an solchen Veranstaltungen, den Jugendlichen das Recht auf etwas Spaß und Freude nicht genommen werden soll. Außerdem haben, so finden wir, die oft Jugendlichen Veranstalter von Partys, z. B. in der Trocknung, sehr wohl großes Verantwortungsbewusstsein und Einsatz gezeigt. Dies sollte man auch einmal würdigen und nicht nur alles schlecht reden. Wir sind uns sicher, dass wir nicht die Einzigen sind, die sich betroffen fühlen und dies auch in einem Leserbrief zur Niederschrift bringen werden.

Michael Lacher, Gunzenhausen
Stefan Scherzer, Muhr am See
Sabrina Buck, Muhr am See

Erschienen im Altmühl-Boten am 10.01.2001

Ein Dorn im Auge

Zum Leserbrief "Paragastronomie" im Altmühl-Boten vom 9. Januar:
Mit Interesse und größtenteils zustimmend habe ich den Leserbrief von Kreisvorsitzenden des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands Weißenburg-Gunzenhausen gelesen. Dass Herr Köbler dieses Problem der Plattenpartys, Stoppelfeldevents, Open- airs, und unter welcher Bezeichnung diese Veranstaltungen sonst noch laufen, durch die Brille seines Verbands sieht, ist sein gutes Recht.
Auch der Polizei sind diese Veranstaltungen schon lange ein Dorn im Auge. Der Polizei geht es in erster Linie darum, dass hier unter dem Deckmäntelchen der "Jugendveranstaltung" teilweise Trinkgelage bis zum Abwinken aufgezogen werden, die Tätlichkeiten und Sachbeschädigungen nach sich ziehen. Dass auf diesen Veranstaltungen nicht nur übermäßig dem Alkohol zugesprochen wird, sondern erwiesenermaßen auch Drogen konsumiert werden, sei nur nebenbei erwähnt.
Ich pflichte hier dem Vorsitzenden des Hotel- und Gaststättengewerbes auch voll bei, dass bei diesen Veranstaltungen die Jugendlichen unter Umgehung der Vorschriften des Gaststättengesetzes und anderer einschlägiger Regelungen "abgezockt" werden. Gewinner ist am Ende nicht die Jugend, sondern in vielen Fällen der Veranstalter dieser Partys. Hinzu kommt, dass bei diesen Veranstaltungen auch noch nach Mitternacht Kinder und Jugendliche Zutritt erhaltgen, die im konzessierten Gaststättengewerbe längst nach Hause geschickt worden wären.
Um Plattenpartys und ähnliches zumindest etwas in geordnete Bahnen zu lenken, haben sich im Frühjahr 2000 die drei Dienststellenleiter der Polizei des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen mit Vertretern des Jugendamts und des Amts für Öffentliche Sicherheit und Ordnung an einen Tisch gesetzt. Die Beteiligten haben dabei Richtlinien erarbeitet, die die Gesundheit und Sicherheit der Partybesucher gebührend berücksichtigen sollten. Die Besprechungen haben schließlich zu einem "Merkblatt" geführt, das vom Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen allen ihren Gemeinden beziehungsweise Verwaltungsgemeinschaften zur Verfügung gestellt wurde und das als Grundlage für künftige Genehmigungsbescheide und Auflagen dienen sollte. Wesentliche Inhalte dieses Merkblatts waren unter anderem der Lärmschutz für die Bevölkerung und die Veranstaltungsteilnehmer und eine Richtlinie zur Sperrzeitverkürzung.
Leider musste ich als Dienststellenleiter der Polizei zwischenzeitlich feststellen, dass gerade die Richtlinie in Bezug auf die Sperrzeit fast gänzlich ignoriert wird. Ich habe vielmehr den Eindruck gewonnen, dass sich die Gemeinden und Veranstalter gegenseitig in puncto Sperrzeitverkürzung den Rang ablaufen wollen. Wie sonst kann es an der Tagesordnung sein, dass diese Veranstaltungen bis morgens um 4 Uhr genehmigt werden. Bis die Party dann tatsächlich um 5 Uhr morgens zu Ende geht, hat die übrige Bevölkerung schon wieder ausgeschlafen. Ich meine, wenn eine Plattenparty bis um 2 Uhr morgens geht und sich die letzten Teilnehmer um 3 Uhr verabschieden, ist genügend Zeit, sich zu vergnügen. Voraussetzung ist natürlich, dass man nicht erst nachmittags um 3 Uhr aufsteht und dann erst nachts um 11 oder 12 Uhr aus dem Haus geht.
Was derartige Veranstaltungen, die von den zuständigen Gemeinden abgesegnet und genehmigt werden, mit "Jugendveranstaltungen" gemein haben, kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe diesbezüglich auch in mehreren Fällen vergeblich bei den zuständigen Damen und Herren meine Bedenken angemeldet. Wenn wir Verantwortlichen es mit der Bekämpfung der Alkohol- und Drogensucht ernst nehmen und hier nicht nur Lippenbekenntnisse von uns geben wollen, müssen auch entsprechende Taten folgen. Ich kann mich sicher täuschen, aber in mir keimt manchmal der Verdacht auf, dass hier die verantwortlichen Gemeinderäte und Bürgermeister mehr auf die Gunst ihrer Wähler schielen als auf das Wohl ihrer Jugend.

Heinz Hohenstein,
Erster Polizeihauptkommissar,
Leiter der Polizeiinspektion
Gunzenhausen

Erschienen im Altmühl-Boten am 11.01.2001

Entdeckt im Altmühl-Boten am 12.01.2001

Stadt nimmt Aufgabe ernst

Zu den Leserbriefen über öffentliche Jugendveranstaltungen.
Für die Genehmigung von Plattenpartys et cetera gibt es eine Vielzahl von Regelungen im öffentlichen Recht, die bei der Durchführung und auch bei Genehmigungen von solchen Veranstaltungen zu beachten sind. Die Stadt Gunzenhausen hat hier unter anderem die Aufgabe, einen entsprechenden Sicherheitsbescheid nach Art. 19 des Landesstraf- und Verordnungsgesetzes (LStVG) zu erstellen. Die Antragsteller haben Anspruch auf eine ermessensfehlerfreie Behördenentscheidung, die im Übrigen gerichtlich vollinhaltlich überprüfbar sein muss. In diesem Zusammenhang darf auch darauf hingewiesen werden, dass das Versagen der Erlaubnis nicht zulässig ist, solange Auflagen als milderes Mittel zur Gefahrenverhütung ausreichen.
Der große Zuspruch von Jugendlichen zu solchen Veranstaltungen zeigt, dass ein Bedarf dafür besteht.
Die zuständigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung nehmen diese Aufgabe sehr ernst und treffen notwendige Auflagen, um Gefahren für die öffentliche Sicherheit, für Leib und Leben soweit wie möglich auszuschließen. Nicht umsonst haben die von der Stadt Gunzenhausen erlassenen mehrseitigen Sicherheitsbescheide je nach Einzelfall zwischen 30 und 40 notwendige und sinnvolle Auflagen, die von den Veranstaltern zu erfüllen sind. Im Übrigen deckt sich das vom Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen in Zusammenarbeit mit den Polizeidienststellen herausgegebene Merkblatt fast vollständig mit den von der Stadt Gunzenhausen schon bisher erlassenen Genehmigungsbescheiden.
Inwieweit Herr Hohenstein zur Feststellung kommt, dass die Richtlinie von den Gemeinden fast gänzlich ignoriert wird, kann deshalb ? aus Sicht der Stadt Gunzenhausen ? nicht nachvollzogen werden. Die Festsetzung der Auflagen durch das Ordnungsamt erfolgt seit Jahren in enger Abstimmung mit der örtlichen Polizeidienststelle.

Gerhard Trautner, Erster Bürgermeister
Klaus Stephan, Hauptamtsleiter

Erschienen im Altmühl-Boten am 12.01.2001

Nicht genug geboten

Zum Leserbrief "Paragastronomie" von Helmut Köbler in der Ausgabe vom 9. Januar:
Auch wir als Betreiber einer kleinen Gaststätte haben sicher, insbesondere an den Sommerwochenenden, unter diesen so genannten paragastronomischen Großveranstaltungen zu leiden. Auch in puncto Sicherheitsbestimmungen und Jugendschutz und deren Einhaltung bei diesen Veranstaltungen sind wir einer Meinung mit Herrn Köbler.
Über die Genehmigungs- und Vergabepraxis seitens der Behörden maßen wir uns kein Urteil an, da uns hierzu der Einblick fehlt.
Was wir allerdings vermissen in der ganzen Diskussion um diese Graugastronomie, ist Selbstkritik seitens der eingesessenen Gastronomie. Vier Diskotheken (mit einem eher bescheidenen Musikangebot), sieben Tanzsäle (mit Liveveranstaltungen?), drei Stadthallen und unzählige Bierbars (für junge Leute?) bieten den heimischen Jugendlichen eben nicht genug, sonst erfreuten sich diese Plattenpartys nicht des beklagten regen Zulaufs.
Gefordert ist die Gastronomie, mit neuen Ideen und anderen Konzepten im Rahmen der bestehenden Gesetze wieder das Interesse des jüngeren Publikums zu wecken und nicht über entgangene Umsätze zu lamentieren.
In diesem Sinn ist die Initiative von Gastwirt (dies ist Herrn Köbler vielleicht nicht bekannt) Günter Neubauer zu loben, auch wenn dies zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Im übrigen: In der Stadthalle Gunzenhausen fand im Jahr 2000 eine einzige Veranstaltung für jüngeres Publikum statt.

Bernhard Bahls, Markus Hofer,
Gunzenhausen

Erschienen im Altmühl-Boten am 12.01.2001

Keine wirklichen Alternativen

Zu den Leserbriefen "Paragastronomie" im Altmühl-Boten vom 9. Januar und "Ein Dorn im Auge" in der Ausgabe vom 11. Januar:
Auch ich habe die öffentliche Diskussion über Plattenpartys und andere Jugendfeste mitverfolgt und kann mich als Jugendlicher, der unmittelbar davon betroffen ist, der Meinung der Herren Lacher, Scherzer und Frau Buck nur anschließen. Nahezu alle Vorwürfe, welche die Herren Köbler und Hohenstein gegenüber der Jugend und den Veranstaltern erheben, halte ich für unhaltbar.
Vielmehr sind Veranstaltungen, für die Stadt Gunzenhausen die Genehmigungsbehörde darstellt, mit hohen Auflagen belegt, die von allen Veranstaltern solcher Partys auch gänzlich erfüllt werden und wurden. Es wird auf allen Veranstaltungen für Toilettenanlagen gesorgt ? die sehr häufig höhere Standards erfüllen als Toiletten in Gastronomiebetrieben. Dem Brandschutz und der Sicherheit der Gäste wird ebenso Sorge getragen, da die Veranstaltungen mit engem Kontakt zu den örtlichen Sicherheitsbehörden und der Stadtverwaltung durchgeführt werden, welche die Veranstaltungsorte begehen. Außerdem werden alle Sicherheitsmaßnahmen getroffen, die als Auflagen dem Genehmigungsbescheid der Stadt Gunzenhausen beigefügt sind, und häufig werden sogar professionelle Sicherheitskräfte engagiert. Vielmehr lässt die Situation, aus sicherheitstechnischer Sicht, in örtlichen Gastronomiebetrieben häufig zu wünschen übrig, zumal meist weder Notausgänge noch Brandschutzvorrichtungen vorhanden sind.
Am meisten stieß ich mich jedoch an dem Versuch Herrn Köblers, die Weggehkultur Jugendlicher in eine ganz bestimmte Richtung ? nämlich in die örtliche Vergnügungs-Gastronomie ? zu drängen. Die Alternativen für Jugendliche, die Herr Köbler aufzeigt, sind keine wirklichen.
Einrichtungen wie Diskotheken, Bierbars und so weiter vermögen den Jugendlichen nicht das zu bieten, was Plattenpartys zu bieten vermögen. Alles nähere hierzu haben die Herren Lacher, Scherzer und Frau Buck bereits in ihrem Leserbrief "Unhaltbare Behauptungen" vom 10. Januar ausgeführt. Die Weggehkultur hat sich nun mal zu Gunsten der Plattenpartys geändert. Wenn die örtliche Vergnügungs-Gastronomie tatsächlich so hervorragend wäre, wie behauptet wird, frage ich mich, warum es immer mehr Jugendliche von ihr wegzieht? Mit Sicherheit nicht, weil sie von den Veranstaltern der Jugendereignisse wie das Stoppelfest oder der Plattenparty in der Unterwurmbacher Trocknung "abgezockt" werden. Es ist doch so ? wie auch im Leserbrief vom 10. Januar sehr richtig angeführt wird ?, dass die Veranstalter nahezu alle eingetragene Vereine sind, die sogar häufig die Gemeinnützigkeit durch das zuständige Finanzamt zugesprochen bekamen. Kein Einzelner kann sich hierdurch bereichern, da der Erlös dem Verein zugute kommt, dadurch indirekt der Allgemeinheit.
Vielmehr ist es doch so, dass Gastronomieeinrichtungen mittlerweile unerschwingliche Eintritts- und Getränkepreise haben, die sich kaum noch ein Jugendlicher leisten kann. Hieran ? möchte ich bemerken ? ist der Hotel- und Gaststättenverband nicht ganz unschuldig. Veranstalter von Plattenpartys hingegen versuchen, die Eintritts- und Getränkepreise konstant und für jedermann erschwinglich zu halten. Durch die Konzentration auf die gewerbliche Gastronomie wird jeder Versuch der Jugend, Verantwortung in der erfolgreichen Organisation von Veranstaltung zu zeigen, schon im Keim erstickt.
Ferner halte ich es nicht für richtig, durch Erlasse und Verordnungen, durch welche Lobby sie auch immer initialisiert wurden, der Jugend aufzudrücken, wo sie ihre Wochenendabende verbringen müsse. Dies müsste doch eigentlich bei den Gastronomen liegen, in dem sie den Jugendlichen etwas bieten. Niemand kann dafür verantwortlich gemacht werden, wenn die Gastronomie immer einfallsloser wird.
Ebenso kann ich den Standpunkt von Herrn Hohenstein, die Sperrzeit betreffend, nicht ganz verstehen. Es wird ja nicht nur auf Plattenpartys bis in die Morgenstunden gefeiert, sondern auch in Bistros, Bierbars und Diskotheken. Diskotheken haben meist bis 4 Uhr morgens geöffnet, ohne dass hierbei irgendeine Behörde Bedenken anmeldet. Warum gilt dies nicht für andere Veranstaltungen in geschlossenen Räumen?
Ich selbst bin Mitglied eines Jugendvereins, der schon seit mehreren Jahren Plattenpartys veranstaltet, und stets hatten wir Sperrzeitverkürzungen bis 4 Uhr oder länger. Noch nie hatten wir Anlass gegeben, Bedenken anzumelden, was neuerdings trotzdem zu geschehen scheint. Ebenso verhält es sich für zahlreiche andere Veranstaltungen, die jetzt in Gefahr stehen, nicht mehr genehmigt zu werden.
Sperrzeitverkürzungen nur noch bis 1 oder 2 Uhr können außerdem kaum dazu beitragen, den Drogen- und Alkoholkonsum einzudämmen. Übrigens ist beispielsweise der Alkoholkonsum nicht ausschließlich ein Phänomen von Jugendfesten, sondern auch von Veranstaltungen mit Traditionscharakter wie zum Beispiel Feuerwehrfesten. Weiter bezweifle ich, dass der Drogenkonsum zurückgeht, falls keine Plattenpartys mehr stattfinden.
Während ich den Standpunkt von Herrn Hohenstein wenigstens teilweise noch verstehen kann, da ihm als Leiter der Polizeidienststelle Gunzenhausen eine gewisse Veranwortung obliegt, ist mir die Meinung von Herrn Köbler absolut unzugänglich, da es ihm ? meiner Meinung nach ? weniger um den Schutz der Jugendlichen geht als vielmehr um den Schutz der Interessen des Verbands, dem er vorsteht ? wie auch immer diese definiert sein mögen.

Matthias Unfried, Cronheim

Erschienen im Altmühl-Boten am 13.01.2001

Von Abzocken keine Rede

Zum Leserbrief "Ein Dorn im Auge" im Altmühl-Boten vom 11.Januar:
Ich finde den Leserbrief von Herrn Hohenstein als eine Beleidigung an alle Jugendlichen, die gern in ihrer Freizeit auf Plattenpartys gehen.
Ich persönlich bin der Meinung, dass auf solchen Veranstaltungen weder mehr Alkohol getrunken wird, noch dass es mehr Sachbeschädigungen und sonstige Delikte gibt als auf traditionellen Veranstaltungen wie zum Beispiel Kirchweihen, Feuerwehr- und Schützenfesten.
Um mir hiervon ein Bild zu machen, besuchte ich letztes Jahr selbst eine Plattenparty. Hier trafen etwa 1000 junge Leute zusammen, die in etwa die gleiche Musikrichtung hören. Sie wollen sich unterhalten, alte Freunde treffen, tanzen und wie man so schön sagt "mal die Sau raus lassen". Na und, gönnen wir ihnen doch diese Freiheiten! Das "Erwachsen werden" und "Verantwortung übernehmen" kommt noch bald genug.
Auch von Abzocken kann auf solchen Veranstaltungen nicht die Rede sein. Die Eintritts- und Getränkepreise sind weitaus billiger als in den traditionellen Diskotheken und Gastwirtschaften im Umkreis.
Die Gepflogenheiten der Jugendlichen, wann sie weg- beziehungsweise heimgehen oder wann sie am nächsten Tag aufstehen, sind doch nun wirklich nicht das Problem eines Hauptkommissars?
Oder ist er der Meinung, dass Drogen- und Alkoholprobleme durch Festsetzung einer Sperrzeit bis 1 Uhr gelöst werden? Dies kann ich mir nicht vorstellen.
Ich wünsche allen Jugendlichen viel Spaß auf ihrer nächsten Plattenparty!

Renate Weber, Gunzenhausen

Erschienen im Altmühl-Boten am 16.01.2001

Plattenparty zerstörte mein Leben!

Zum Leserbrief "Ein Dorn im Auge" von Polizeihauptkommissar Heinz Hohenstein im Altmühl-Boten vom 11. Januar:
Früher als ich 15 war, ging ich auch jedes Wochenende auf unzählige Plattenpartys. Dabei machte ich folgende Erfahrung, die mein Leben grundlegend veränderte. Auf Plattenpartys wird an jeder Ecke und sogar in der Öffentlichkeit "gekifft". Es wird nicht überwacht ob Joints geraucht werden geschweige denn viel Alkohol die Jugendlichen (meist zu jung, sogar schon mit zwölf Jahren) trinken.
Mir jedenfalls wurde Marihuana angeboten und geschenkt und gesagt, ich solle es mal probieren "es ist ja nicht gefährlich und macht nicht abhängig". Ich glaubt dies in meinem jugendlichen Leichtsinn und probierte es. Mir war aber nicht bewusst, dass Marihuana die Einstiegsdroge Nr. 1 ist und meine Drogenkarriere hier begann. Ich rauchte dann immer öfter auf Plattenpartys Marihuana und verkaufte es dann schließlich auch. Auf der Suche nach einem neuen Kick bot mir dann jemand (auch auf einer Plattenparty) LSD an. Daraufhin veränderte sich mein Leben total.
Schließlich hatte ich mittlerweile ein echtes Problem: ich war abhängig. Nun brach ich meine Lehre ab und widmete mich voll den Drogen, die reichlich in diversen Jugendtreffs und Hütten im ganzen Umkreis (Seitersdorf, Meinheim, Markt Berolzheim) konsumiert wurden. Der Höhepunkt meiner Drogenkarriere war dann, dass ich anhand einer Überdosis zusammenbrach und ins Krankenhaus eingeliefert wurde.
Jetzt bin ich therapiert, bin 19 Jahre alt, habe keine Lehre und auch keine Arbeit. Ich versuche jetzt mein Leben wieder in den Griff zu bekommen, was noch viel Mühe in Anspruch nehmen wird. Anhand diesen Beispiels bitte ich die Eltern, auf ihre Kinder aufzupassen und ich bitte auch den Bürgermeister, die Jugend zu schützen, da auf Plattenpartys sogar Zwölfjährige auf Grund lascher Eingangskontrollen mit Drogen und Alkohol konfrontiert werden.
Da diese Veranstaltungen jugendschutztechnisch sehr schwer und nahezu nicht überwachbar sind, rate ich dem Bürgermeister sich die Genehmigung jener Veranstaltungen im Interesse aller Jugendlichen und Familien in Zukunft genau zu überlegen.

(Der Name ist der Redaktion bekannt.)

Erschienen im Altmühl-Boten am 16.01.2001

Eine Frage der Persönlichkeit

Zu den bisherigen Leserbriefen bezüglich der Themen Plattenpartys - Paragastronomie - Genehmigungsverfahren - etc. habe ich mich bisher zurückhalten können, aber was unser ehemals drogenabhängiger anonymer Freund da vom Stapel gelassen hat, finde ich höchst bedenklich.
Er behauptet, dass "alle" Plattenpartys in unserer Gegend Drogentreffs sind, wo an "jeder" Ecke gekifft wird. Dies entspricht auf keinem Fall der Wahrheit. Und an seinem verpfuschten Leben ist er in jedem Fall selber Schuld.
Keinem Veranstalter solcher Plattenpartys kann es doch zum Vorwurf gemacht werden, dass sein Leben verpfuscht ist. Es liegt an der Persönlichkeit und der Intelligenz des Einzelnen, ob er in Kontakt mit Drogen aller Art geraten will. Und dass Marihuana als Einstiegsdroge Nummer 1 gilt, müsste jedem halbwegs intelligenten Jugendlichen bekannt sein. Immerhin hätte er sich ja auch bei Einrichtungen wie "JES" über Drogen informieren können und nicht einfach einem "Kumpel" glauben. Auf der Plattenparty in Unterwurmbach wurde vor zwei Jahren zu diesem Zweck ein Informationsstand von "JES" aufgebaut, wo sich jeder Jugendliche über die Gefahren von Drogen informieren konnte.
Über die zu laschen Eingangskontrollen kann ich mich nur begrenzt äußern. Ich bitte aber zu bedenken, dass bei der Plattenparty in Unterwurmbach seit letztem Jahr professionelle Sicherheitskräfte tätig sind, die auf Anweisung Ausweiskontrollen durchführen und Jugendlichen unter 16 Jahren den Einlass verwehren.

Stefan Weber, Unterwurmbach

Erschienen im Altmühl-Boten am 18.01.2001

Jeder ist selbst verantwortlich

Dem Leserbrief "Plattenparty zerstörte mein Leben" zum Dauerthema "Plattenparty" kann ich nicht unkommentiert lassen. Drogen gibt es nahezu an jeder Ecke zu kaufen, dazu muss man nicht extra auf eine Plattenparty. Zum Erwachsenwerden gehört auch das Verantwortung übernehmen dazu. Die Drogenaufklärung ist wohl so weit fortgeschritten, dass heute jeder 12-Jährige über die möglichen Folgen des Konsums diverser Drogen Bescheid weiß. Entscheidet einer sich dann trotzdem für den Drogengenuss, ist er selber (und nur er) für die Konsequenzen in seinem Leben verantwortlich. Die Fälle, in denen "das Opfer" von anderen gefesselt und mit vorgehaltener Pistole dazu gezwungen wird, sind wohl doch eher gering...
Bei dem Begriff "Einsteigerdroge" Mariuhana rollt es mir persönlich immer wieder die Zehennägel hoch. Wäre es nicht zur Droge "gemacht" worden, wäre es auch keine "Einstiegsdroge". Legalisierung und kontrollierte Abgabe über Apotheken sind zweifelsohne machbar und auch für die Medizin wünschenswert. Die Einstufung von Marihuana als "harte Droge" hat das Drogenproblem offensichtlich nicht gelöst. Das Verbot von Plattenpartys beziehungsweise deren Einschränkungen wird dieses Problem auch nicht lösen, sondern vielmehr neue schaffen.
Das beschriebene Schicksal des jungen Menschen im genannten Leserbrief ist zwar bedauerlich, aber sicher nicht die Regel als Folge eines Plattenpartybesuchs. Seine Verbitterung hierüber ist menschlich sehr gut nachvollziehbar, aber - so hart es auch klingen mag - er/sie ist selber Schuld. Nur weil einem Drogen angeboten werden, muss man sie nicht nehmen.
Wie sollen die Jugendlichen Erwachsenwerden lernen, Verantwortung zu übernehmen, wenn ihnen alle wenigen Freizeitgestaltungsmöglichkeiten hier auf dem Land verboten beziehungsweise beschnitten werden? Und des alles unter dem Deckmäntelchen das "Jugendschutzes"? Das ist für mich logisch nicht ganz nachvollziehbar. Das "gut meinen" der Erwachsenen nimmt es den Jugendlichen nicht ab, eigene Erfahrungen zu sammeln. Doch nur so funktioniert Erwachsenwerden.

Ulrike Engelhardt
ehemalige Jugendliche, Pleinfeld.

Erschienen im Altmühl-Boten am 18.01.2001

Ohne Drogen amüsieren

Zum Leserbrief vom 16. Januar "Plattenparty zerstörte mein Leben":
Die Hütte Seitersdorf möchte sich zu den Beschuldigungen des anonymen Verfassers äußern. Wir sind der Meinung, dass es eine Unverschämtheit ist, die Schuld für seine Drogenabhängigkeit bei Plattenpartys und Jugendtreffs zu suchen. Es entspricht einfach nicht den Tatsachen, dass auf Plattenpartys an jeder Ecke und in der Öffentlichkeit "gekifft" wird. Es soll auch Jugendliche geben, die sich auch ohne Drogen amüsieren können, welche den Großteil der Plattenparty-Besucher ausmacht. Schwarze Schafe gibt es bekanntlich überall. Mit solchen Anschuldigungen werden Jugendliche und Veranstaltungen dieser Art voreilig verurteilt.
Außerdem sollte man mit 15 Jahren die Gefahren des Drogenmissbrauchs einschätzen können. Wir hoffen, dass Jugendliche auch weiterhin unbedenklich Plattenpartys besuchen können. Man sollte bedenken, dass diese Veranstaltungen von Jugendlichen, für Jugendliche veranstaltet werden. Der anonyme Verfasser sollte darüber nachdenken, was er mit diesen Anschuldigungen verursacht hat.

Tobias Wagner, Stefan Fuchs
für die Hütte Seitersdorf

Erschienen im Altmühl-Boten am 18.01.2001

Probleme werden oft nicht gelöst

Ich habe in meinem Leserbrief, erschienen am 9. Januar unter der Überschrift "Paragastronomie", von sicherheitstechnischen Missständen und von leichtsinnigem Handeln in ganz Deutschland geschrieben. Mir wurde das vom Ersten Polizeihauptkommissar und Leiter der Polizei in Gunzenhausen, Heinz Hohenstein, bestätigt. Ich glaube, dass Herr Hohenstein weder aus Gewinnsucht noch aus parteipolitischen Gründen (er muss nicht in einer Wahl bestätigt werden) seinen Leserbrief formuliert hat. Meinen Leserbrief vom 9. Januar habe ich trotz einiger ängstlicher Widerstände von meinen Gastwirtskollegen der Presse, Herrn Bürgermeister Trautner und den Herren Fraktionsvorsitzenden zur Verfügung gestellt.
Das Ergebnis war absehbar, denn wenn man Missstände beseitigen möchte, dann ist es allerorts aus mit der so beliebtem Bequemlichkeit, ja es kann sogar Wählerstimmen kosten. Die Angst von Politikern, Funktionären und Verantwortlichen, nicht mehr gewählt oder mit Ächtung bestraft zu werden, stellt sowohl die Sicherheit als auch unser überteuertes Sozialsystem in Frage.
Probleme müssen gelöst werden, doch dies geschieht in Deutschland oftmals nicht, denn in Deutschland werden Probleme nur überstrichen. Probleme zu lösen hätte oftmals die Folge, dass es zu persönlichen Einschnitten der Bevölkerung und möglicherweise zur Nichtwählbarkeit von Amtsträgern kommt. Ob es richtig ist, so zu handeln, sollten Sie, liebe Leser, selbst entscheiden. Sie sollten auch entscheiden, ob es erstrebenswert ist, dass Gastronomie allerorts nur noch sporadisch (wie es in vielen Dörfern schon lange ist) und nur zu solchen Zeiten stattfindet, wo man das größtmöglichste Geschäft erzielen kann. Mit Volkeswille ist das möglich. In der Konsequenz bedeutet das ja nur, den Verlust von Arbeitsplätzen und von Steuerausfällen, die jeder Einzelne zu tragen hat.
Bedenklich stimmt mich auch das: Obwohl in Deutschland jeder mit Fleiß (auch der sozial Schwache) das erreichen kann, was andere erreicht haben, gibt es doch allerorts viele Neider. Durch Neid und unsolidarisches Verhalten und durch unglaublich viel Bequemlichkeit von vielen Menschen werden leider viele erreichte Werte in Frage gestellt.
Ich hoffe, dass ich mit diesem Leserbrief Anlass zur Diskussion in vielen Bereichen gebe, und ich versichere, dass ich in einer solchen Briefform keine weiteren Äußerungen mehr gebe, denn Leserbriefe sind Ausdruck von Bequemlichkeit (sie lenken vom eigentlichen Handeln ab) und werden auch von vielen Lobbyisten genutzt, um von Problemen abzulenken.
Und noch etwas: Wenn ich mit meinem heutigen Brief Einzelnen Unrecht getan habe, tut es mir sehr leid, denn ich weiß, wie schwierig und undankbar es ist (unabhängig davon, ob man dafür Geld bekommt oder nicht), dem Gemeinwohl zu dienen.

Helmut Köbler, Weißenburg
Vorsitzender des Bayerischen
Gaststättenverbands Weißenburg/ Gunzenhausen

Erschienen im Altmühl-Boten am 20.01.2001

Drogenkonsum wird nicht geduldet

Interessiert haben wir den Leserbrief eines uns leider unbekannten Verfassers gelesen. Da wir in diesem Bericht beschuldigt werden, Drogen zu konsumieren, was nicht der Wahrheit entspricht, möchten wir unseren Standpunkt zu diesem Thema äußern. Richtig und wichtig ist der Aspekt, dass leider heutzutage einige Jugendliche aus verschiedenen Gründen Drogen konsumieren. In der Hütte Markt Berolzheim wurde zu keiner Zeit und wird auch in Zukunft kein Drogenkonsum geduldet. Vielmehr sollte man die Jugendarbeit, die in Hütten und Jugendtreffs geleistet wird, schätzen, als sie als Drogenumschlagsplätze zu verurteilen. Die Andeutung, dass auf Plattenpartys oder ähnlichen Veranstaltungen "öffentlich und an jeder Ecke" angeblich Marihuana oder Ähnliches geraucht wird, weisen wir als vollkommen lächerlich zurück. Glaubt man denn ernsthaft, dass dies vor den Gemeinden und Behörden unerkannt bleibt?
An dieser Stelle möchten wir der Gemeinde Markt Berolzheim für das Vertrauen in der Vergangenheit und der Unterstützung in der Zukunft danken. Abschließend möchten wir noch hinzufügen, dass wir eine Gemeinschaft sind, die sich bei Problemen aller Art gegenseitig unterstützt.

Sven Schneider und Melanie Bickel,
Verantwortliche der Hütte B-Heim

Erschienen im Altmühl-Boten am 20.01.2001

Viele Faktoren spielen zusammen

Zum Leserbrief "Plattenparty zerstörte mein Leben":
Jeder Jugendliche wird wohl in seinem Leben irgendwann mit Drogen konfrontiert werden. Dazu kann jeder "Ja" oder "Nein" sagen. Und genau nach diesem Schema wird sich wohl der weitere Freundeskreis aufbauen. Dass es solche schlimmen Schicksale gibt, hat aber meiner Meinung nach wenig mit einer Plattenparty an sich zu tun. Es ist klar, dass viele Faktoren zusammenspielen, aber man trägt für sich selbst wohl hauptsächlich allein die Verantwortung.

Nadine Bayerlein, Markt Berolzheim

Erschienen im Altmühl-Boten am 24.01.2001

"Wir lieben unsere Plattenpartys"

Zum Leserbrief "Plattenparty zerstörte mein Leben!":
Das Hummelhaus Meinheim möchte die Beschuldigungen nicht so einfach auf sich sitzen lassen! Zwar ist auch uns so ein ähnlicher Fall wie dieser bekannt, welcher aber nicht auf einer Plattenparty seinen Anfang nahm!!! Doch bin ich der Meinung, dass jeder einzelne, der sich auf irgendeine Drogenart einlässt selbst schuld und selbst für die Folgen über die man ja in der heutigen Zeit oft genug aufgeklärt wird, verantwortlich ist. Normalerweise ist man mit 15 Jahren schon alt genug, um solche Angebote erst gar nicht anzunehmen und sich auf solche nicht einzulassen, wenn man es nicht selbst will.
Der Leserbriefschreiber tut so, als wäre der Inhalt jeder Plattenparty der Drogenkonsum. Der, der Drogen will, wird sie bekommen, auch ohne Plattenparty. Auch gibt es sicherlich mehrere Möglichkeiten, derartiges angeboten zu erhalten. Für die weitaus überwiegende Mehrzahl von uns ist eine derartige Plattenparty eine Freizeitgestaltung durch uns.
Seid mehr als fünf Jahren besuche ich den Meinheimer Jugendtreff und halte mich dort auf. In dieser Zeit hat mir noch niemand Drogen angeboten, geschweige denn ich hätte Konsum beobachten können.
Vor etwa zwei Jahren musste die Jugend hart dafür kämpfen, dass überhaupt noch Plattenpartys veranstaltet werden dürfen und jetzt meint ein Jugendlicher, welcher eigentlich zu bedauern ist, es versuchen zu müssen, die ganzen Mühen der Anderen wieder kaputt zu machen! Wir lieben unsere Plattenpartys und brauchen hierzu keine Drogen! Wir hoffen, dass es sie weiterhin gibt und ebenso zahlreich besucht werden, wie bisher. Gleiches gilt für unsere Jugendtreffs!

Angèlique Krug (für das Hummelhaus Meinheim)

Erschienen im Altmühl-Boten am 24.01.2001

Haltlose Anschuldigung

Zum Leserbrief "Plattenpartys zerstörten mein Leben":
Die Lebensbeschreibung jenes Artikels passt nahezu genau auf die meinige. Verblüffende Übereinstimmung in fast allen Punkten. Meiner Meinung nach ist dies kein Zufall. Ich unterstelle dem Verfasser eine gezielte Kampagne gegen meine Person oder mein Umfeld.
Die entscheidende Unwahrheit des Artikels besteht in der haltlosen Anschuldigung, dass unter anderem in der Hütte B-Heim Marihuana konsumiert wird. Gerade diese Hütte war es, die mich wieder in die Lebensgemeinschaft aufnahm und mir half, meine Drogenprobleme erfolgreich zu bekämpfen.
Ohne diese Unterstützung hätte ich es nicht geschafft. Ich bitte dies, zur Kenntnis zu nehmen.

(Name ist der Redaktion bekannt.)

Erschienen im Altmühl-Boten am 05.02.2001

Heiße Diskussionen um heiße Plattenpartys

Beliebte Treffs in Maschinenhallen: Behörden bei Genehmigungen und Sperrzeiten zu großzügig? - Kritik an "Saufveranstaltungen"
VON SABINE STOLL

GUNZENHAUSEN - Sie treffen sich in Maschinen- und Industriehallen, in Baustofflagern und Vereinsgebäuden. Sie machen das, was junge Leute auf einer Party üblicherweise tun: Feiern, Spaß haben, Tanzen . . .
Plattenpartys sind der Renner in Gunzenhausen und auf dem flachen Land drumherum. Der Polizei und dem Hotel- und Gaststättenverband kommt bei den legalen Musikfeten, die des Nachts das Jungvolk in Massen anlocken, allerdings die Galle hoch. Die Polizei wettert, dass allzu großzügig Genehmigungen für die "Saufveranstaltungen" erteilt werden. Die Gastwirte sehen in den Spektakeln existenzbedrohende, schattengastronomische Auswüchse.
Kein neues Phänomen
Plattenpartys sind kein neues Phänomen. Schon gar nicht in Gunzenhausen und seinem Umland wie Dittenheim, Gnotzheim & Co. Alle zwei Monate stellen dort junge Veranstalter solche Musikfeste, bei denen Discjockeys ihre ihre Hits präsentieren, auf die Beine. Die Plattenpartys bieten nach Ansicht der Besucher schon seit Jahren eine Alternative zu den etablierten Gastronomie- und Disco-Betrieben. Die Idee für die von jungen Men schen für junge Menschen organisierten Feten mit eigenem Discjockey und eigener Bewirtung wurde aus der Not geboren. Gunzenhausen und sein Umland sind in Sachen Weggehen "totes Land". "Deshalb muss man selbst etwas machen, damit etwas los ist", sagt Stefan Weber (25). Er ist einer der Veranstalter.
Immer wieder Probleme
"Mit der Genehmigung gibt es jedes Jahr Probleme", fährt Weber fort. "Die Probleme mit den Plattenpartys gibt es schon länger", sagt Heinz Hohenstein, Chef der Polizeiinspektion in Gunzenhausen. Neu ist, dass die öffentlich ausgetragene Diskussion um das Jugendvergnügen bisher nicht dagewesene Dimensionen angenommen hat. Polizei gegen Jugendliche und umgekehrt, Hotel- und Gaststättenverband gegen Jugendliche und umgekehrt. Irgendwo dazwischen die Stadt Gunzenhausen und die umliegenden Gemeinden, die den Plattenpartys ihren Segen erteilen.
Die Polizei kritisiert beispielsweise, dass die Kommunen zu schnell mit Genehmigungen bei der Hand sind und zu großzügig mit den Sperrzeiten umgehen. Hohenstein hält die Plattenpartys für "Saufveranstaltungen", auf denen sogar Kinder und Jugendliche bis zur Besinnungslosigkeit trinken können. Danach käme es zu Tätlichkeiten und Sachbeschädigungen. Ja, und dann wären da noch die Drogen. "Wir erwischen immer welche", sagt der Polizeichef. Genaue Zahlen kann er allerdings nicht nennen.
Die jungen Veranstalter kontern, dass es auf den Plattenpartys in Sachen Alkohol nicht anders zugeht als in den Diskotheken. Dass ohne Ende Drogen konsumiert werden, weisen sie zurück. "Geh' mal in Discos rein, da werfen sie dir die Psychopilze nach", sagt Veranstalter Michael Lacher (27). Der Stadt Gunzenhausen ist von Exzessen jeglicher Art noch nichts zu Ohren gekommen.
Dass offensichtlich Bedarf an den Sonderveranstaltungen besteht, zeigt der große Zulauf: Bis zu 2000 junge Leute treffen sich pro Abend. 2000 Leute, die den etablierten Kneipen, Bars und Tanzlokalen wegbleiben. Helmut Köbler, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, ist sauer - weil die Partys Gäste abziehen. "Es ist nur ein einziger Kuchen zu verteilen", sagt er. Schließlich gebe es im Umland genügend Angebote für junge Menschen.
Verschärfte Auflagen
Ob als direkte Folge der Diskussion oder nicht: Fakt ist, die Auflagen für die Treffs wurden kürzlich noch einmal verschärft. 42 Punkte müssen Veranstalter Stefan Weber und sein 60-köpfiges Team mittlerweile beachten, wenn sie ein derartiges Fest organisieren. Eine als Plattenparty deklarierte Fete, nur um bloß zu feiern, wird es in Zukunft zumindest in Gunzenhausen nicht mehr geben.
Ab sofort stellt die Kommune nur dann eine "vorläufige Gaststättenerlaubnis" aus, wenn es einen besonderen Anlass beziehungsweise ein Rahmenprogramm - zum Beispiel ein Konzert - gibt. Klaus Stephan, Hauptamtsleiter der Stadt, verweist auf eine neue Verwaltungsvorschrift aus dem bayerischen Wirtschaftsministerium. Weitere Auflagen: Sperrzeit statt um vier um drei Uhr, kein harter Alkohol vor 24 Uhr.
Veranstalter Stefan Weber lässt sich von den verschärften Auflagen nicht unterkriegen, auch wenn er sie für "reine Schikane" hält. Am Ostersonntag steigt in Gunzenhausen seine nächste Fete - dieses Mal, wie verlangt, mit Rahmenprogramm.
Informationen zu den Veranstaltungen im Internet unter www.lokalmatadoren.de

Erschienen in den Nürnberger Nachrichten am 26.02.2001

Nützt nur Abzockern

GUNZENHAUSEN (fa) - "Die Paragastronomie ist bayernweit nirgends so schlimm wie im Gunzenhäuser Bezirk." Dr. Gerhard Engelmann, der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Mittelfranken, steht den Wirten aus dem Landkreis in ihrem Kampf gegen die "Schwarzgastronomie" bei und nimmt vor allem die Plattenpartys aufs Korn.
Das Problem ist bekannt und derAltmühl-Bote hat mehrfach darüber berichtet: Den Gastwirten sind die sich häufenden Jugendfeten ein Dorn im Auge, bei denen das Gaststättengesetz missachtet wird. Die Wirte stützen sich auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, wonach es den genannten Discoveranstaltungen in Feldscheunen, Mehrzweckhallen und Betriebshallen "an einem eigenständigen, außerhalb der gastronomischen Tätigkeit liegenden Ereignis fehlt", da Musik und Tanzgelegenheit allein im Sinne des Paragrafen 12 des Gaststättengesetzes noch nicht ausreichen.
"Nützt nur Abzockern"
Dass die Stadt Gunzenhausen auch noch Geld (82000 Mark für Sicherungsmaßnahmen im Umfeld der neuen Taubenhalle bei Unterasbach) gibt, um die Schwarzgastronomie zu fördern, das stößt den Vertretern des Verbands sauer auf. Kreisvorsitzender Helmut Köbler (Weißenburg): "Das nützt niemandem, außer den Abzockern". Und für solche hält er beispielsweise die Veranstalter von Plattenpartys, denen er vorwirft, sie würden die Einnahmen nicht versteuern, keine Sozialabgaben zahlen und die Sicherheitsauflagen nicht erfüllen. Dr. Engelmann glaubt, dass die Feten, bei denen reichlich Alkohol fließt, von den Behörden nicht gestattet werden dürfen. Er verweist auf das Beispiel in Eichstätt-Ingolstadt, wo der Landrat solche Zusammenkünfte nicht genehmigt. Auch in der Oberpfalz werde so verfahren. Auch die Bürgermeister im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen müssten wissen, dass sie in der Verantwortung stünden, wenn etwas Schlimmes passiere.
Vorwurf an die Veranstalter
Köbler und Dr. Engelmann sprechen von einem "exzessiven Alkoholgenuss" unter den Jugendlichen. Ihr Vorwurf richtet sich an die Veranstalter ("ein paar wenige"), die versuchten, "die schnelle Mark zu machen". Und das oft unter dem Deckmäntelchen eines Vereins. In den allermeisten Fällen würden keine Steuern und Versicherungsabgaben gezahlt. Der Sprecher der mittelfränkischen Gastronomen: "Wenn die Wirte das machen würden, stünde über ihnen das Damoklesschwert des Konzessionsentzugs."
"Angefressen" reagiert Dr. Engelmann deshalb, weil er der festen Überzeugung ist, dass der von ihm als vernünftig eingeschätzte Bürgermeister Gerhard Trautner hier "einen großen Schritt zu weit gegangen ist". Deshalb will er auch die Kommunalaufsicht der Regierung von Mittelfranken einschalten und den Stadtratsbeschluss überprüfen lassen, wonach mit Stadtfinanzen Veranstaltungen abgesichert werden, die nach Verbandsmeinung gar nicht gestattet werden dürften. Der Jurist: "Das schlägt dem Fass den Boden aus." Er will den Fall auch der Wirtschaftsabteilung der Regierung vorlegen mit der eventuellen Folge, dass vom Geflügelzuchtverein (dem Erbauer und Eigentümer der Halle) Fördermittel zurückgezahlt werden müssen.
Eine Wettbewerbsverzerrung
Der Geschäftsführer wendet sich vor allem gegen die Wettbewerbsverzerrung, die seiner Meinung nach durch derlei Veranstaltungen entstehen: "Wenn die Veranstalter von den Abgaben und Steuern her genau so behandelt werden wie die Gastwirte, dann ist es in Ordnung". So aber spricht Kreisvorsitzender Helmut Köbler von einer "subventionierten Arbeitsplatzvernichtung" in der Gastronomie. Die Betriebe, die "redlich sind und Steuern zahlen", würden benachteiligt.
Engelmann kritisiert, dass die Verwaltungen der Gemeinden und Städte zu lax mit den einschlägigen Bestimmungen umgehen: "Wenn etwas passiert, dann ist der Teufel los." Die Minimalvoraussetzungen für Sicherheit müssten auf jeden Fall da sein.
Ordnungsrecht muss gelten
Die Wirte-Repräsentanten verweisen gern auf die Praxis in anderen Kreisen, wo Plattenpartys und Jugendfeten nur in Stadthallen und anderen Lokalitäten sein dürfen, die eindeutig dem Ordnungsrecht unterliegen und nur über örtliche Gastronomen abgewickelt werden.

Erschienen im Altmühl-Boten am 12.03.2001

Kein Elan und kein Interesse

Als wir am Montagmorgen in die Zeitung blickten, „stieß“ nicht nur uns, sondern auch unseren Eltern der Artikel über die Ansichten von Dr. Gerhard Engelmann und dem Kreisvorsitzenden Helmut Köbler „sauer auf“. Mit Erschrecken mussten wir feststellen, dass der „Krieg“ ums Thema Plattenparty einen neuen Höhepunkt erreicht hat: Nun soll also auch noch die Regierung eingeschaltet werden. Wie aufmerksam von Dr. Engelmann und Herrn Köbler, dass sie sich so um das Wohl der Gastronomen sorgen, die dem Anschein nach alle am Hungertuch nagen müssen, weil die Schwarzgastronomie überhand nimmt und so genannte „Abzocker“ die Arbeitsplätze der Gastwirte gefährden.
Wir sind enttäuscht darüber, wie vom Abzocken gesprochen werden kann, wo doch unserer Meinung nach die Jugendlichen endlich Initiative zeigen und für Gleichaltrige diverse Veranstaltungen organisieren. Dies widerspricht auch dem allgemein verbreiteten Klischee einer „No-Future“- Generation.
Plattenpartys stellen eine Alternative für die Jugendlichen unter 18 dar, ihr Abendprogramm abwechslungsreich zu gestalten, denn diese haben nicht die Möglichkeit, in entfernten, größeren Städten Veranstaltungen nachzukommen oder die ortsansässige Disco zu besuchen. Fraglich ist auch, ob bei einem Verbot von Plattenpartys mehr Jugendliche Gaststätten aufsuchen oder ob sie die Frustration dazu treibt, sich in den Foyers ansässiger Geldinstitute oder in Bushaltestellen aufzuhalten, was ja leider schon der Fall ist.
Von einem fehlenden Rahmenprogramm auf diesen Partys kann auch nicht die Rede sein, da die Besucher sich gar nicht mehr wünschen als einen DJ, der mit fetziger Musik und lockeren Sprüchen die Stimmung anheizt und die Menge unterhält.
Durch die zentrale Lage im Landkreis wäre die Taubenhalle ein idealer Veranstaltungsort, den auch die Eltern, welche häufig als „Taxi“ für die Jugendlichen fungieren, befürworten würden. Deshalb ist es gerechtfertigt und unerlässlich, dass die Stadt Gunzenhausen hier finanzielle Unterstützung bietet. Übrigens ist die „Taubenhalle-Diskussion“ nur durch einen örtlichen Gastronom ins Rollen gekommen, der als einziger seiner Zunft Initiative zeigte und dort eine Party für junge Menschen veranstalten wollte. Schade, dass durch die Profitgier der Gastronomen die Veranstaltungen für die Jugendlichen immer schwerer zu verwirklichen sind und Spaß und Abwechslung auf der Strecke bleiben müssen.
Die eigentliche Frage ist doch, warum die sich beschwerenden Wirte nicht selbst aktiv werden und sich ein jugendorientiertes Image mit den daraus resultierenden Veranstaltungen zulegen. Die Antwort liegt für uns auf der Hand: Bis auf sehr wenige Ausnahmen bringen die Gastronomen keinen Elan und kein Interesse für die Jugend auf, legen statt dessen Neid gegenüber der Kreativität der Veranstalter von Plattenpartys an den Tag und erwarten, dass sich die Jugendlichen in ihre Wirtshäuser ohne Musik und Tanzmöglichkeiten setzen. Ob dort das Alter der Alkohol- und Zigarettenkonsumenten überhaupt geprüft wird, sei in Frage gestellt.
Die Jugendlichen sind sicher nicht auf eine Feindschaft mit dem Hotel- und Gaststättenverband Mittelfranken aus, aber Dr. Engelmann macht sich und die Angehörigen dieses Verbands zur Zielscheibe jugendlicher Enttäuschung, zum Buhmann und Spaßverderber und schürt letztendlich nur den Generationenkonflikt.
Also, lieber Herr Doktor Engelmann und lieber Herr Köbler, zeigen Sie ihr Wohlwollen gegenüber der jüngeren Generation, indem Sie einmal selbst eine Jugendveranstaltung nach dem Muster organisieren, wie es Ihnen vorschwebt. Dann könnten wir Ihre Argumente und Ideen vielleicht besser nachvollziehen.

Volker Meckel und Sabine Wittmann, Gunzenhausen

Erschienen im Altmühl-Boten am 15.03.2001

Spaß ohne Alkohol

Betrifft: Artikel "Heiße Diskussion um heiße Plattenpartys" Man bekommt oft zu hören, was aus der Jugend von heute nur werden solle: keine Kreativität mehr, keine Idee, und sie würde nur noch selten selbst die Initiative ergreifen und sich sozusagen "selbst fördern". Wenn nun eine Gruppe junger Leute beschließt, eine Plattenparty - um höhere Besucherzahlen zu erreichen, logischerweise nicht zu der Zeit von anderen, traditionellen Veranstaltungen wie Kirchweih oder Jubiläen ... - zu organisieren, wird sich beschwert, weil das sowieso nur noch "Saufveranstaltungen" wären. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass erstens in Kneipen und Bars auch fast jeder (oder man schickt ältere Freunde) an Alkohol rankommt und sich "volllaufen" lassen kann, und dass (wichtiger, zweitens) man auch mit nicht so viel Alkohol Spaß haben kann.

Kathrin Marowsky, Göhren 57, 91788 Pappenheim

Leserbrief in den Nürnberger Nachrichten vom Samstag/Sonntag, 24./25. März 2001-03-27

Im Juramare ging voll die Post ab

GUNZENHAUSEN (mho) - Im Hallenbad "Juramare" fand die erste Beachparty statt. Cheforganisator Hans Stechhammer sorgte mit seinem Stadtwerke-Team dafür, dass die Party ein voller Erfolg und für die Jugendlichen ein riesiger Spaß wurde.
Solch eine Veranstaltung auszurichten, ist nach Stechhammers Worten gar nicht so leicht. Nach den Protesten gegen Plattenpartys allgemein (der Altmühl-Bote berichtete) musste er zahlreiche Auflagen des Rathauses erfüllen. Eine Mannschaft von 30 Leuten war notwendig, um die Beachparty durchzuführen.
Die Einladung richtete sich in erster Linie an Jugendliche und junge Erwachsene. So wurde das Hallenbad von über 500 Personen bevölkert. Die Stimmung war ausgelassen und unbeschwert. Die Partygänger hatten die verschiedensten Möglichkeiten. Sie konnten sich im Schwimmbecken austoben, auf der Tanzfläche bewegen und sich in den verschiedenen Bars gemütlich niederlassen. Hans Stechhammer war von der Feier so begeistert, dass er sobald wie möglich wieder eine solche Party veranstalten möchte, obwohl viel Arbeit damit verbunden ist.
Die größte Herausforderung erwartete die Juramare-Bediensteten am nächsten Tag: Das Bad musste gereinigt werden, damit auch die nächsten Besucher wieder optimale Verhältnisse vorfanden.

Erschienen im Altmühl-Boten am 26.03.2001
... und hier die Bilder dazu!

Ist Umgang zu lasch?

GUNZENHAUSEN (rh) - Völlig überfüllte Hallen, fehlende Notausgänge, keinerlei Ordnungsdienst, Ausschank von Schnaps an Jugendliche und in der Folge oftmals völlig betrunkene Gäste ? die vor allem bei der jungen Generation beliebten Plattenpartys bereiten der Polizei und etlichen Gemeinden zunehmend Kopfzerbrechen. Jetzt trafen sich Vertreter von Landratsamt und Gemeinden, Ordnungshüter und Party-Veranstalter in Weißenburg zu einem Gedankenaustausch, wie derartige Riesenfeiern "in geordnete Bahnen gelenkt" werden können, wie es Weißenburgs Polizeichef Waldemar Jungkunz ausdrückte.
Es geht nicht darum, die Plattenpartys zu verbieten oder tot zu machen, sondern zu verhindern, dass Schlimmeres passiert." Darüber waren sich neben dem einladenden Kreisjugendring auch Polizei und die Jugendlichen weitgehend einig, nachdem vorher auch die Veranstalter von Plattenpartys ihre Sicht der Dinge erläutert hatten. "Diese Feste sind oft die einzige Möglichkeit für Jugendliche auf dem flachen Land, etwas Abwechslung in ihren Alltag zu bringen", sagte Stefan Weber aus Unterwurmbach. Der Vorsitzende des "Wormer" Kulturvereins und Veranstalter der jährlichen Feten in der dortigen Trocknungsgenossenschaft bezeichnete die Partys, die mittlerweile zu einem Stück Jugendkultur geworden sind, auch als "günstige Möglichkeit, am Wochenende Spaß zu haben".
Gleichwohl sieht Weber "gewisse Sicherheitsprobleme" bei derartigen Veranstaltungen ? vor allem wenn wie im vergangenen Jahr in Neudorf rund 3000 Besucher anstürmen. Dass Genehmigungen und Auflagen locker gehandhabt werden "kann ich nicht verstehen", betonte Weber mit Blick auf viele Partys, die teilweise sogar ohne jegliche Genehmigung abgehalten werden. In Unterwurmbach werde der 44 Auflagen umfassenden Mustergenehmigung, ausgestellt von der Stadt Gunzenhausen, jedenfalls Rechnung getragen. "Gewisse Sachen müssen einfach erfüllt werden."
Das sehen auch Udo Ehrentreich vom Landratsamt, der Kreisjugendring und die Polizei so. Ordnungsdienst, kein Ausschank von harten Alkoholika an Jugendliche, ausreichend Rettungswege, Toiletten, ausgewiesene Parkplätze und etliches mehr werden von den Veranstaltern jedoch oft auch als Schikane der Ordnungsbehörden empfunden. Aber: "Die gesetzlichen Bestimmungen sind nun einmal da und müssen eingehalten werden", hielt Jungkunz dem entgegen. Es sei nicht einzusehen, warum bei Plattenpartys von Jugendlichen die Sperrzeit bis 5 Uhr verlängert werde, wenn Erwachsene die Gaststätten um ein Uhr verlassen müssen.
Eigentlich dürften Plattenpartys gar nicht genehmigt werden, denn einen besonderen Anlass gebe es nur dann, wenn eine Live-Band auftrete oder ein Rahmenprogramm geboten werde, verwies Udo Ehrentreich auf geltendes Recht.
Einen Schwerpunkt in der Diskussion bildete vor allem der oftmals übermäßige Alkoholkonsum bei diesen Mega-Feten. "Die Schwelle zu Exzessen wird immer niedriger", hat auch Wolfgang Pfeiffenberger von der Suchtberatung Weißenburg beobachtet. Und: "Das Eintrittsalter bei Alkohol und Drogen geht nach unten." Beim Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen dürfe man zudem nicht auf eine Selbstregulierung hoffen. "Das klappt nicht", sagte der Suchtberater aus Erfahrung. Aussagen, dass Plattenpartys den jungen Leuten vornehmlich dazu dienen, Freunde und Bekannte zu treffen und Musik zu hören, wollte Karl-Heinz Satzinger so nicht gelten lassen. "Viele gehen hin, um sich zu betrinken", hat der stellvertretende Gunzenhäuser Polizeichef beobachtet. "Die Jugendlichen können sich bei den Plattenpartys in Gesellschaft so leicht besaufen wie nirgendwo anders."
Allerdings sind diese Feten nicht der oft verschriene Drogensumpf. "Harte Drogen sind heute überall zu bekommen", sagte Wolfgang Müller aus Dittenheim und erntete auch bei den Polizeivertretern Kopfnicken. Oft wird bei den Partys jeglicher Jugendschutz ausgehebelt. Angesichts der Masse der Besucher seien die Veranstalter in dieser Hinsicht "oft völlig überfordert". Jungkunz bot an, im Vorfeld die Veranstalter auch zu beraten, wie welche Auflagen am besten umgesetzt werden können.
"Wir sollten aber für den Landkreis einen einheitlichen Maßstab finden, wie solche Veranstaltungen durchgeführt werden können", appellierte der Polizeichef (siehe auch den zweiten Bericht zu diesem Thema auf dieser Seite) und warnte vor einem allzu laschen Umgang mit den Auflagen. "Das kann straf- und zivilrechtliche Folgen haben ? nicht nur für die Veranstalter, sondern unter Umständen auch für Bürgermeister und Gemeinde."

Erschienen im Altmühl-Boten am 03.04.2001

Auflagenkatalog für Plattenpartys

GUNZENHAUSEN (rh) - Polizei, Landratsamt und der Kreisjugendring (KJR) haben an die Gemeinden appelliert, den Veranstaltern von Plattenpartys einheitliche Auflagen zu machen, um den Schutz der Jugend und die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten.
Unter Federführung des KJR ist mittlerweile eine Mustergenehmigung erstellt, in der fast vier Dutzend Auflagen und Bestimmungen festgehalten sind. Enthalten ist auch die Empfehlung, dass für Plattenpartys die Sperrzeit nicht über 2 Uhr nachts hinaus verlängert werden sollte. In der Vergangenheit wurden teils Feten bis 5 Uhr morgens erlaubt. Zuständig dafür sind allein die Gemeinden, machte Weißenburgs Polizeichef Waldemar Jungkunz bei einem Treffen von Partyveranstaltern, Gemeindevertretern, Kreisbehörde und Polizei deutlich.
Die Polizei sei auch nicht für die Auflagen zuständig. "Wir müssen es immer ausbaden, wenn es irgendwo Versäumnisse gegeben hat." Jungkunz bat die Kommunen deshalb eindringlich, sich auf einen "einheitlichen Maßstab zum Schutz der Jugend" zu verständigen, der für alle Veranstalter gleichermaßen gelten müsse. Jungkunz: "Ich habe mich gewundert, wie leicht sich manche Gemeinden über geltende Bestimmungen und über den vorliegenden Auflagenkatalog hinwegsetzen."
Fatal seien vor allem unterschiedliche Sperrzeiten. Wenn eine Party um 2 Uhr endet, fahren die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zur nächsten, die erst um 4 Uhr aus ist, oder in die nächste Diskothek. "Da besteht dann die Gefahr der Unfälle", warnte etwa Langenaltheims 2. Bürgermeister Manfred Mößner, selbst Vater eines jugendlichen Sohnes.
Für Bernhard Endres ist eine Sperrzeit von 2 Uhr "schon relativ restriktiv". Er möchte die Regelungen zwar beachtet sehen, diese aber nicht zu kleinlich auslegen, schließlich sollten die Partys vor allem für junge Leute auf dem flachen Land weiter möglich sein.
Dass diese aber nicht immer problemlos ablaufen, bestätigte Dittenheims Bürgermeisterin Luise Tröster. Nach einer ersten Plattenparty 1997 in der Mehrzweckhalle habe die Zahl der Feten überhand genommen. "Auch der Vandalismus ist dadurch gestiegen." Deshalb habe die Gemeinde dem einen Riegel vorgeschoben und erlaube nur noch Feiern örtlicher Veranstalter. Zudem sei die Hallenmiete erhöht worden.
Auf der anderen Seite sind die Kommunen über das Kinder- und Jugendhilfe-Gesetz angehalten, Jugendarbeit zu betreiben. Mancher Bürgermeister sei wohl auch deswegen bei der Genehmigung von Plattenpartys großzügig, weil er wisse, dass die Gemeinde in diesem Bereich nur wenig tut, mutmaßte Jungkunz. "Da spielt vielleicht auch ein wenig das schlechte Gewissen mit." Er warnte allerdings davor, geltende Gesetze nicht zu beachten. In erster Linie sei der Veranstalter verantwortlich, dann jedoch der Bürgermeister und die Gemeinde als Ordnungsbehörde. Unter Umständen könne es hohe Schadenersatzforderungen geben.
Jungkunz verwies in diesem Zusammenhang auf den Landkreis Günzburg, in dem sich innerhalb kurzer Zeit mehrere schwere Unfälle nach Plattenpartys ereignet hatten. Der Vater eines getöteten jungen Mannes habe die Veranstalter und die Gemeinde wegen fahrlässiger Tötung angezeigt. "Wir sollten bei uns nicht die Augen zudrücken, bis wirklich etwas Schlimmes passiert."
Kreisjugendpfleger Martin Ruppert will in den kommenden Wochen vor allem die Feten-Veranstalter an einen Tisch bringen und mit ihnen den Auflagenkatalog und dessen mögliche Umsetzung besprechen. Einfließen sollen dabei vor allem auch die Belange der Jugendlichen. "Dann werden wir nochmals mit den Behörden Kontakt aufnehmen, um einen gangbaren Weg zu suchen."

Erschienen im Altmühl-Boten am 03.04.2001

Plattenparty ohne Fehl und Tadel

GUNZENHAUSEN (tf) - Es war ein bisschen mühsamer und wohl auch ein bisschen aufregender im Vorfeld der achten Mega-Power-Party in der Unterwurmbacher Trocknungsanlage. Die Veranstalter sind dennoch zufrieden, dem Besucheransturm und der Stimmung taten die heuer erheblich verschärften Auflagen von Behördenseite keinen Abbruch.
Zu Spitzenzeiten tummelten sich rund 2000 Partygäste in der Halle, die Kassen machten wegen des großen Andrangs von 23 bis 24 Uhr dicht, erzählt Stefan Weber, Vorsitzender des ausrichtenden Kulturvereins Worma. Um Mitternacht hieß es für die Jugendlichen unter 18 Jahren dann, sich auf den Nachhauseweg zu machen. Um die Übersicht zu behalten, erhielten erstmals alle Besucher verschiedenfarbige Armbändchen. Anhand der Farbe konnten die engagierten Sicherheitskräfte problemlos feststellen, wer die Party um 24 Uhr verlassen muss. Das Konzept hat, so Weber, "gut funktioniert". Den Jugendlichen unter 16 Jahren blieb der Eintritt von vornherein verwehrt.
Nicht so toll angekommen ist der Auftritt des Sängers Atze Bauer. Ohne das Rahmenprogramm wäre die Plattenparty nicht genehmigt worden (der Altmühl-Bote berichtete), aber die "Leute wollen eigentlich kein Rahmenprogramm, die wollen nur Party", so die Erfahrung des Vorsitzenden. Einige Gäste hätten sich auch darüber beschwert, dass der Kartenverkauf zu lange gedauert habe, bedingt durch das Verteilen der Bändchen und die strengeren Ausweiskontrollen.
Für leicht übertrieben hält Weber das Aufgebot der Polizei. Zu in diesem Jahr auf 3 Uhr verkürzten Sperrstunde seien mehrere Polizeiautos vorgefahren, um die Einhaltung der Sperrzeit zu überwachen. "Es war gut, dass sie da waren, das senkte das Gewaltpotenzial", ist sich Weber sicher, doch seiner Meinung nach hätten auch weniger Polizeikräfte genügt. Um etwa 3.30 Uhr war die Halle geräumt, es habe weder Schlägereien noch andere unliebsame Vorfälle gegeben.
Die Zusammenarbeit mit den Gunzenhäuser Ordnungshütern verlief gut. Vor Beginn der Veranstaltung kontrollierte eine Abordnung, ob alle Auflagen erfüllt wurden. Dabei gab es laut Weber keine Beanstandungen. Auch das Parkplatzproblem konnte kurzfristig gelöst werden, indem die Polizei den Flurbereinigungsweg hinter der Trocknungsanlage als zusätzliche Parkfläche freigab, da die angemietete Wiese wegen der Regenfälle stark aufgeweicht war. Für die Einweisung der Fahrzeuge waren acht Feuerwehrmänner der Unterwurmbacher Wehr zuständig.
"Keine Zwischenfälle" heißt es denn auch aus der Polizeiinspektion Gunzenhausen. Im Einsatz waren auf Grund des größeren Verkehrsaufkommens zusätzlich vier Streifenwagen, genau wie in den Jahren zuvor, gab Inspektionsleiter Heinz Hohenstein Auskunft. Bei den durchgeführten Alkohol- und Drogenkontrollen mussten die Beamten keinen einzigen Führererschein sicherstellen. Taxis und Minicars fuhren ständig, und viele Fahrer ließen ihr Auto auch über Nacht stehen. Die Veranstaltung war "gut organisiert", doch nach Hohensteins Ansicht herrschte ein ziemliches Getümmel. "Es waren fast schon zu viele Leute." Für die Zukunft regte er an, eventuell Maßnahmen zu überlegen, die Personenzahl aus Sicherheitsgründen zu begrenzen.
Dieser Meinung kann sich Kreisbrandmeister Friedrich Lehmeyer aus Stetten nur anschließen. Wie er vor Ort feststellte, war die Halle zu etwa 30 Prozent überfüllt. Ansonsten hatte der Fachmann für vorbeugenden Brandschutz nichts zu beanstanden. In seine Zuständigkeit fielen die Feuerlöscher, die Notausgänge sowie die Zufahrten für Rettungsfahrzeuge. Alles war gut beschildert und wurde konsequent freigehalten, lautete sein Urteil. Dieses hat Gewicht, denn Lehmeyer überprüft das ganze Jahr über solche Veranstaltungsorte und weiß, worauf es ankommt und wo oft die gravierenden Mängel herrschen.
Die Lebensmittelaufsicht des Landratsamts führte eine Kontrolle der Schanktische und des Verkaufsstands des Pizzabäckers durch. Die kleineren Mängel konnten noch vor Beginn der Party behoben werden. Die Veranstalter "haben alles gut im Griff", und es habe in Unterwurmbach noch nie große Probleme gegeben, sagte Udo Ehrentreich vom Landratsamt und konnte das für dieses Jahr nur bestätigen.
Für Willi Meier vom Ordnungsamt Gunzenhausen ist die Plattenparty "optimal" verlaufen. Er habe um 23.30 Uhr einen Rundgang gemacht und sich selbst einen Überblick verschafft. Lobend verwies Meier auf die ordentlich geparkten Autos und die gute Beleuchtung der Parkplätze.
Lob also von allen Seiten für die Mega-Power-Party, die mittlerweile schon einen überregionalen Ruf genießt. Die Auflagen wurden erfüllt, und für die Veranstalter hat es sich in jedem Fall gelohnt, sich vorher mit den Verantwortlichen an einen Tisch zu setzen. So konnte ein für alle Seiten annehmbarer Kompromiss gefunden werden, auch wenn es für den Kulturverein wegen des verlangten Künstler-auftritts mehr Vorarbeit und auch höhere Kosten bedeutet. Stefan Weber: "Wir machen auf jeden Fall weiter."

Erschienen unter www.altmuehl-bote.de am 17.04.2001

zum Inhaltsverzeichnis

"Hygiene ist oft ein Schwachpunkt"

GUNZENHAUSEN (dre) - Für Vereinsfeste, Plattenpartys und ähnliches braucht man eine Genehmigung der Gemeinde. Darauf hat gerade das Landratsamt in den letzten Monaten immer wieder hingewiesen. Weniger bekannt ist, dass bei der Hygiene hohe Anforderungen an die Veranstalter gestellt werden. Näheres dazu erläuterten Behördenvertreter auf der Frühjahrsvollversammlung des Kreisjugendrings (KJR) in Gunzenhausen.
Lebensmittelkontrolleur Werner Röttenbacher hat schon viele Mängel bei den diversen Festlichkeiten im Kreisgebiet gesehen und beanstandet. Probleme gibt es immer wieder beim Getränkeausschank, bei der Auszeichnung der Speisen steht nicht immer alles zum Besten, und das Thema Toiletten ist ein ganz spezielles. Wenn bei einer riesigen Plattenparty mit weit über 2000 Besuchern nur drei Damen-WCs zur Verfügung stehen, dann muss der Überwacher vom Landratsamt einschreiten.
Überhaupt ist der Kontrolldruck durch die vier Lebensmittelkontrolleure in den letzten Jahren stärker geworden. Sie schwärmen im Sommerhalbjahr an den Wochenenden regelrecht aus, um an möglichst vielen Stellen nach dem Rechten zu sehen. Sie erfahren durch die Tagespresse oder andere Werbehinweise, wo ein öffentliches Fest gefeiert wird. Viele Veranstalter wissen auch längst, dass mit einem Besuch der Kontrolleure zu rechnen ist, und stellen sich sozusagen profimäßig darauf ein. Andere werden aber kalt erwischt und müssen die Folgen ihrer Nachlässigkeit ausbaden.
Röttenbacher ist nach eigenen Worten stets bemüht, die Verhältnismäßigkeit seines Tuns im Auge zu behalten. Er hat bisher keine Feier platzen lassen. Bei extremen Verstößen kann er aber auch zu diesem Mittel greifen. Allgemein zieht er als Fazit, dass es bei der Beachtung der diversen Hygienevorschriften einen Trend zum Besseren gibt. Ausnahmen bestätigen diese Regel.
Den KJR-Vertretern wurden einige Beispiele aufgezeigt, was oft nicht beachtet wird. So müssen leicht verderbliche Lebensmittel, zum Beispiel Bratwürste, kühl gelagert werden. Sie können nicht den ganzen Tag über neben dem Grill liegen. Behältnisse mit Lebensmittel, etwa Semmelkörbe, dürfen nicht auf dem Boden stehen. Zusatzstoffe sind ausnahmslos zu kennzeichnen, seien es Geschmacksverstärker, Konservierungsmittel, Süßungsmittel, Farbstoffe oder anderes. Röttenbacher. "Das wird oft vernachlässigt." Außerdem: Lebensmittel müssen vor dem Anfassen durch die Kundschaft (wenn diese an der Kasse ansteht) und dem "Anspucken" geschützt werden, etwa durch eine Glasscheibe. Oder man lagert die zum Verkauf bestimmten Waren gut sichtbar im rückwärtigen Bereich, empfahl der Überwacher.
Schließlich müssen für Mitarbeiter, die mit Lebensmitteln zu tun haben, gesonderte Personaltoiletten bereitstehen. Hier kann man sich leicht helfen, indem in einem Toilettenwagen ein WC abgesperrt wird und nur das Personal den Schlüssel dafür hat.
Neue Bestimmungen gelten für den "Gesundheitsausweis" für den Umgang mit Lebensmitteln. Die früheren Untersuchungen (Röntgen und anderes) entfallen, dafür erteilen die Gesundheitsämter mündliche Belehrungen und erteilen Bescheinigungen. Wichtig: Wer eine solche Bescheinigung will, muss sich ein Mal persönlich vom Gesundheitsamt unterrichten lassen. Später genügt es, wenn der Verein intern die Mitglieder, die mit Lebensmitteln umgehen, schult. Näheres sagen dazu die Gesundheitsämter.
Auch das gibt es immer noch, wenn auch ganz selten: Ein Veranstalter "vergisst", bei seiner Gemeinde die Genehmigung für eine öffentliche Feier einzuholen, damit am Tag des Festes ja kein Lebensmittelkontrolleur erscheint. Am Tag danach erscheint der Veranstalter im Rathaus. In aller Regel halten sich Organisatoren an Paragraf 12 des Gaststättengesetzes, wonach eine befristete Erlaubnis, im Behördendeutsch "Gestattung", beantragt werden muss. Udo Ehrentreich vom Sachgebiet Gewerberecht, Brand- und Katastrophenschutz des Landratsamts in Weißenburg riet, die Rathäuser frühzeitig einzubinden und ihnen klaren Wein einzuschenken, dann erspare man sich viele Probleme.
Die Gemeinden erteilen mehr oder minder strenge Auflagen - bekanntermaßen spielt die Stadt Gunzenhausen hier eine Vorreiterrolle - und verlangen einen "besonderen Anlass". Dieser Begriff ist schillernd, kann ein Jubiläum der Landjugend bedeuten oder ein wenig spektakuläres Rahmenprogramm für eine Plattenparty. Die Zahl der Genehmigungen liegt laut Ehrentreich jährlich bei 600 bis 800 (nur bei einem geringen Teil davon handelt es sich um Plattenpartys). Er äußerte Verständnis für die gewerblichen Gastronomen, wenn diese insbesondere im Sommerhalbjahr wegen der enormen Konkurrenz stöhnen. Hier könne man schon eine Existenzbedrohung sehen, gab er zu bedenken.
Die Frage der Hygiene und der Genehmigung ist ebenso klar geregelt wie der Jugendschutz. Den stellte Franz Staudinger, Leiter des sozialpädagogischen Fachdiensts im Jugendamt, vor. Es gelten sehr strenge und eindeutige Bestimmungen. Wer sie übertritt, begeht eine Ordnungswidrigkeit oder gar eine Straftat. Kinder bis 14 Jahre dürfen nur bis 22 Uhr auf einer öffentlichen Veranstaltung sein. Jugendliche unter 16 müssen um spätestens 24 Uhr weichen. Auch bei Jugendlichen über 16 ist um 24 Uhr Schluss, es sei denn, ein Erziehungsberechtigter ist anwesend. Der Alkoholausschank für Gäste bis 16 ist generell verboten. Eine Ausnahme kann nur gemacht werden, wenn ein "Personensorgeberechtigter" dabei ist. Scharfe Sachen (Schnaps) sind nur für Erwachsene (ab 18 ) erlaubt. Rauchen ist bis 16 Jahre verboten.
Staudinger betonte, die Vorgaben richteten sich in erster Linie an den Veranstalter. Er steht in der Pflicht und muss für nicht korrektes Verhalten haften.
In der Praxis ergibt sich gerade beim Aufenthalt und Alkoholkonsum von Jugendlichen bei öffentlichen Feiern eine Grauzone, die nie vollständig kontrolliert werden kann. So werden oft vor 24 Uhr Mixgetränke (Cola-Whisky) an Jugendliche ausgegeben, was das Landratsamt gar nicht gern sieht und von den Gemeinden ein entsprechendes Vorgehen erwartet.
Die Polizei ist bei größeren Events meist präsent. Sie hat darauf zu achten, dass alles seinen rechten Gang geht, und registriert Verstöße gegen gesetzliche Bestimmungen. Alles Weitere ist dann Sache der Ämter oder der Gerichte, unterstrich Waldemar Jungkunz, Leiter der Polizeiinspektion Weißenburg. Er wies darauf hin, dass die Sperrzeiten auch für die gemeindlichen Jugendtreffs gelten. In der kurzen Diskussion wurde auch angemerkt, dass sich die Hygienebestimmungen auch auf Jugendzeltlager und -freizeiten beziehen, da hier eine Gemeinschaftsverpflegung ausgegeben wird.
Der Kreisjugendring (Telefon 09141/902-20) hat einen Leitfaden mit den wichtigsten Regelungen erstellt. Die Broschüre heißt "Leitfaden durch den Vorschri§tendschungel".

Erschienen im Altmühl-Boten am 17.05.2001

"Aus für Zapfenstreich?"

Sperrzeit GUNZENHAUSEN - Wer kennt sie nicht, die schönen Abende mit Freunden in der Kneipe. Es wird viel gelacht und erzählt, die Stimmung ist einfach super und man könnte ewig so sitzen.Doch auf einmal ertönt vom Tresen die laute Stimme des Wirts: "Letzte Bestellung, bitte" und ehe man es sich versieht, heißt es Feierabend für heute. Natürlich gibt es lange Gesichter bei den Gästen, die gerne noch ein bisschen weitergefeiert hätten und nun nach Hause gehen müssen.
Mit dem abrupten Aus für einen fröhlichen Abend könnte es bald ein Ende haben, geht es nach dem Willen des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands. Dieser fordert nämlich, die bayerische Sperrzeitenregelung zu lockern oder gar ganz abzuschaffen, um dem veränderten Freizeitverhalten vieler junger Menschen nachzukommen, die häufig erst zu später Stunde ausgehen.
Strikt dagegen wendet sich der Bayerische Gemeindetag. In einer Pressemitteilung wehrt sich Präsident Heribert Thallmair gegen die Vorstellung, "die Nacht zum Tag zu machen". Der Großteil der Bevölkerung habe ein Recht auf Ruhe und Erholung in der Nacht, um in Schule und Beruf leistungsfähig zu sein. Durch die bestehende Regelung sei bereits eine flexible Handhabung je nach örtlichen Verhältnissen und Situationen gegeben, heißt es in dem Schreiben weiter. Derzeit gilt für alle öffentlichen Veranstaltungen bayernweit die Sperrzeit von 1 bis 6 Uhr. Ausnahme ist der 1. Januar, da gibt es keine Einschränkung, erklärt Klaus Stephan, Hauptamtsleiter bei der Stadt Gunzenhausen.
Die Gastwirte können eine Dauerverkürzung um ein oder zwei Stunden beantragen, die meist für die Wochenenden, also für die Nächte von Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag gewünscht und in der Regel genehmigt wird. Auch für besondere Ereignisse wie Hochzeiten oder Geburtstage gibt es Einzelerlaubnisse von der Stadtverwaltung, die Lokale länger geöffnet zu lassen. In Diskotheken ist allerspätestens um vier Uhr Zapfenstreich. Auf Empfehlung des bayerischen Innenministeriums sollen die Städte und selbständigen Gemeinden nicht zu großzügig mit den Verkürzungen der Polizeistunde für Tanztempel umgehen und versuchen, ein einheitliches Ende zu finden, so Stephan weiter. Hintergrund ist die Vermeidung der so genannten Diskounfälle.
Rücksicht auf Nachbarschaft
Bei der Entscheidung über die Verlängerung der Öffnungszeiten müsse auf das Umfeld und die Nachbarschaft der Lokale Rücksicht genommen werden, gibt der Verwaltungsfachmann zu bedenken. Er erinnert zudem daran, dass auch private Feiern in Sportheimen oder Schützenhäusern angemeldet werden müssen, da dies öffentlich zugelassene Gasträume sind. Mit den Pächtern und Wirten in der Altmühlstadt gebe es in Sachen Polizeistunde kaum Probleme: "Die sind eigentlich sehr vernünftig." Auf offene Ohren stößt die Idee des Hotel- und Gaststättenverbands, die Sperrzeit abzuschaffen, bei Thomas Müller. Seit Juni diesen Jahres führt er das Parkcafé in der Osianderstraße, wo überwiegend junges Publikum verkehrt. Man könnte sich selber aussuchen, wann wie lange geöffnet ist und sich auf das Bedürfnis der jungen Leute einstellen, sieht der 36-Jährige als Vorteil. "Es gibt eben Tage, wo es nötig ist, länger offen zu lassen, und ich könnte dann ganz flexibel darauf reagieren."
Ohne die Sperrzeit müsse er zudem nicht eine ziemliche Masse von Leuten zur gleichen Zeit vor die Tür schicken, die dort dann Lärm macht. Und der Lärm sowie die an- und abfahrenden Autos der Gäste werden dem Lokal angelastet. Auch die Rennerei zur Stadtverwaltung, um eine Genehmigung zu beantragen und zu bezahlen, falle weg: "Das ist auch eine Kostenfrage." Ein Tag-und-Nachtcafé will Thomas Müller aus seinem Betrieb jedoch nicht machen: "Dafür gibt es in Gunzenhausen gar keinen Bedarf."
Mehr Eigenverantwortung für Wirte
Mehr Eigenverantwortung verspricht sich Bernhard Bahls, Mitinhaber des Holzwurms am Hafnermarkt. Es gebe eben Stoßzeiten wie beispielsweise zur Kirchweih und am Bürgerfest, wo die Leute nach dem Rummel noch gemütlich einkehren möchten. Zwar glaubt er nicht, dass sich übers Jahr gesehen wirklich viel verändern würde, aber man wäre auch nicht mehr gleich strafbar, wenn mal länger offen sei, und wegen einer Hand voll Gäste lohne sich das auch nicht. Überhaupt geht Bahls nicht davon aus, dass der Umsatz entsprechend steigen würde, denn die Anzahl der Gäste verändere sich ja kaum.
Jeder Gastronom sollte selber sagen können, wann Ende ist, sind sich Ingrid Weigand und Burkhard Meier von der Gaststätte "Zum Lauterbacher" einig. Die starre Einhaltung einer bestimmten Uhrzeit müsse irgendwann aufgebrochen werden, genauso wie das Ladenschlussgesetz und das erst kürzlich abgeschaffte Rabattgesetz. Sie verweisen dabei auf andere Bundesländer wie Hessen und Baden Württemberg, wo die Sperrzeit bis auf eine "Putzstunde" verkürzt wurde. Deswegen sei man als Wirt ja trotzdem nicht gezwungen, bis in die Puppen geöffnet zu haben, wenn es sich nicht rentiere. Aber man hätte - ohne lästiges Antragstellen - die Möglichkeit dazu. Nicht zu vergessen ist natürlich die Kostenfrage, da für die Sperrzeitverkürzung Gebühren zu entrichten sind, so Meier weiter.
"Relativ überflüssig"
Für seinen eigenen Betrieb ist die bisherige Regelung ausreichend, doch generell ist Horst Pfefferlein, Pächter des Gasthauses Lehner in der Weißenburger Straße, für die Aufhebung der Sperrzeit. Seiner Meinung nach sollte jemand, der die späten Nachtstunden braucht, um sein Geschäft zu machen, dies können, ohne dafür extra bezahlen zu müssen. Als "relativ überflüssig" bezeichnet Michael Probach von der Brauereigaststätte "Leuchtturm" in der Ansbacher Straße die bestehende Regelung. Ohne die Polizeistunde, mit Rücksicht auf die Nachbarschaft und das Umfeld, könne man viel besser auf die Kunden und ihre Wünsche reagieren.
Im Grunde kein Thema ist die Aufhebung der Polizeistunde für Gerhard und Edeltraud Müller, Inhaber des Gasthauses "Adler-Bräu" am Marktplatz. Für das alteingesessene Speiselokal ist die Regelung bis 1 Uhr ausreichend, doch könnten sich die Gastronomen vorstellen, dass beispielsweise Pilsbars oder Kneipen mit dem Vorschlag des Hotel- und Gaststättenverbands den Gewohnheiten der jungen Gäste besser gerecht werden. TINA ELLINGER

Erschienen im Altmühl-Boten am 18.08.2001

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